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Alle Jahre wieder: nicht funktionierende Klimaanlagen bei DB Fernverkehr

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Schildchen statt vorausschauender Wartung: Die Deutsche Bahn schafft es auch 2012 nicht, ICE-Klimaanlagen betriebsfähig zu halten (Foto: Wiehler)

Es gehört seit Jahren zu den Binsenweisheiten deutscher Bahnkunden: Rüdiger Grube und sein Vorstand Fernverkehr, Ulrich Homburg, sind mit der Organisation einer funktionierenden Bahn überfordert – oder der Betrieb interessiert sie einfach nicht. Gestern stellte sich heraus, dass in den frisch renovierten ICE 2 und laut DMM-Informationen auch in anderen Zügen die Kühlanlagen in den Bordrestaurants reihenweise ausgefallen sind und man nichts oder nur sehr wenig anbieten könne. Wegen eines Triebkopf-Brands in einem ICE 1 (Baureihe 401) mussten die Fahrgäste bei abgeschalteter Klimanlage, die auch für die Frischluftversorgung zuständig ist, über eine Stunde aushalten. Ursache für die seit Jahren auftretenden Brände, so ein Insider, können dicke Staubschichten auf heißen Bauteilen der Triebköpfe sein, die sich bei großer Hitze entzünden. Alltag bei der Deutschen Bahn AG, DB Fernverkehr. Und der Bundesverkehrsminister-Darsteller Ramsauer, der das Bundesunternehmen, das die Bürger finanziert haben, zu beaufsichtigen hat, schaut zu.

Aus Allensbach erreichte mich soeben folgender Bericht:

 
Wenn im Hochsommer die Temperaturen sich jenseits der 30° C Marke bewegen, was in diesen Breiten immer mal wieder vorkommt, muss damit rechnen, dass bei der Bahn in steter Regelmäßigkeit die Klimaanlagen ausfallen. So auch dieses Jahr.
 
Die Bahn hat dieses Problem allem Anschein immer noch nicht im Griff, wie ich mich am 18. August selbst überzeugen konnte.
 
Wer mit der Bahn fährt, kann etwas erzählen – leider nicht nur Positives.
 
Einmal mit Familie per Bahn quer durch die Republik von Norddeich Mole an den Bodensee:
 
Norddeich Mole 11:30 Uhr, der Anleger ist schwarz vor Leuten.  Es ist Quartierwechsel auf den Nordseeinseln und viele Tagesgäste kommen dazu. Drei Minuten vor der planmäßigen Abfahrt noch kein bereitgestellter IC in Sicht. Statt dessen eine Lautsprecherdurchsage, dass der Zug heute in umgekehrter Wagenreihung verkehrt. Das Spielchen kannten wir schon vor der Hinfahrt. Immer lustig, wie sich ein Bahnsteig voller Leute umstülpt. Umgekehrte Wagenreihung des  IC 2019 – mich beschlich schon ein ungutes Gefühl, dass da irgend etwas Notdürftiges bereitgestellt wird.
So war es denn auch: Alte Interregio-Wagen vom Typ Bimz von anno 1973, aufgemöbelt 1990 in Weiden für den längst abgeschafften Interregio, fristen sie lediglich äußerlich umlackiert in IC-Farben ihr Dasein als letztes Aufgebot der DB Fernverkehr.

Das ganze unklimatisiert – der ehemalige D-Zug -Wagen von 1973 hatte so etwas natürlich nicht und hat es bis heute nicht bekommen. Klimatisierung war damals nur den hochwertigsten Reisezügen vorbehalten.
 
Als Ingenieur könnte ich sarkastisch sagen, was nicht da ist, kann nicht kaputt gehen und bei der Zuverlässigkeit der Klimaanlagen der Bahn ist das schon ein Wort.
Eine von unseren Kindern bei Fahrtantritt am Boden entdeckte Mc-Donalds-Tüte signalisierte mir, dass es wohl im beschaulichen Norddeich einen solchen Schnellimbiss gibt oder auch bei der Innenreinigung mittlerweile erweiterte Serviceintervalle gelten – wohl eher letzteres.
 
Na dann, ade Nordsee- Sommerfrische, fast 5 Stunden schmachten bis Köln mit Temperaturen jenseits von 30°C  in einem Premium-Produkt der Deutschen Bahn, wie es in dem neudeutschen Werbegeschwurbel so schön heißt. Nach wie vor sind zahlreiche ehemalige D-Zug-/Interregio-Wagen der Bahn im IC-Binnenverkehr im Einsatz. Und dafür wird noch Zuschlag verlangt – eine bodenlose Frechheit.
 
Köln: Pünktlich angekommen, klatschnass und mit Vorfreude auf den klimatisierten ICE 601 bis Offenburg. Und auch hier zur weiteren Aufwärmung das beliebte Wechselspielchen: drei Minuten vor Abfahrt die Durchsage mit der umgekehrten Reihung Wagen und bei mir schon wieder düstere Ahnungen, was nun kommen wird. Siehe da: unser Wagen mit den Reservierungen war gesperrt wegen – sie werden es schon ahnen – Ausfall der Klimaanlage.

Ach ja,  es ist Hochsommer, das mit den Klimaanlagen der Bahn kannten wir bereits aus den Vorjahren. Kaum waren Kind und Kegel auf diversen Restplätzen verteilt, kamen nach Siegburg Durchsagen mit Entschuldigungen, dass in zwei Wagen die Klimaanlagen ausgefallen seien, der Zug nach Frankfurt HBf umgeleitet und dort aus dem Verkehr genommen wird und wir dort in einen Ersatz-ICE umsteigen können. Daraufhin leicht gereizte Stimmung im Zug.
 
Frankfurt: Am gleichen Bahnsteig kam tatsächlich zeitnah ein Ersatz- ICE und wir konnten die Fahrt mit entsprechender Verspätung fortsetzen. Zumindest das Krisen-Management der Bahn funktioniert.
 
Aber es kommt noch doller: Auch im Ersatz ICE- funktioniert die Klimaanlage in unserem Wagen nicht. Wir sind also vom Regen in die Traufe gekommen.

Das Bord-Bistro war durch dieses Bäumchen-Wechsel-Dich-Spielchen natürlich nicht mehr besetzt. Aber der kluge Bahnfahrer im Hochsommer sorgt durch großzügig bemessene Getränkevorräte für Autarkie – man weiß ja nie, bzw. bei der Bahn weiß man es schon im Voraus, was im Hochsommer kommt.
 
Ich muss der Bahn mittlerweile breitestes Organisationsversagen vorwerfen.  Jahrelang kaputtgespart – man merkt es an allen Ecken und Enden.
 
Dass in einem solch komplexen System immer irgendwo Störungen vorkommen, lässt sich nicht vermeiden, aber es ist die Häufung und deren Wiederholung. Und Beteuerungen und Statistiken hinsichtlich Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ausfallraten glaub ich denen schon lange nicht mehr.
 
Ich könnte noch viel erzählen: Dass der ICE 601 dann durch einen Personenschaden in Offenburg „gestellt“ wurde, gehört schon zu den Normalitäten, für die die Bahn nun wirklich nichts kann.
Oder von der Signalstörung in Radolfzell vom Hinweg, die uns 15 Minuten und die uns schon um den ersten Anschluss bangen lässt, von dem ICE auf dem Hinweg der schon zu Beginn seines Laufweges 15 Minuten Verspätung hat (den Grund verschweige ich hier, um niemanden in Schwierigkeiten zu bringen),  von dem am häufigsten gestörten Bahnübergang in Südbaden, an dem ich wohne und an dem seit Jahren nichts passiert.  Und davon, dass DB-Netz jährlich hunderte Millionen „Gewinn“ an die Konzernmutter verschiebt, damit man dort weiter den dicken Max in Richtung Weltkonzern machen kann, statt in das Netz substantiell zu investieren – solche und andere strukturellen Probleme machen mich wütend.
 
Totalversagen auch von der Politik, die diesem Treiben nicht Einhalt gebietet.
 
Das Ende des Tages war dann noch etwas versöhnlich: Der Anschluss in Offenburg wartete, die Klimaanlage der Doppelstöcker zeigte in der hereinbrechenden Nacht mit aller Kraft, was sie so draufhatte, als müsste hier etwas wieder gut gemacht werden. Die Verspätung war in Singen wieder eingeholt, wir sind pünktlich angekommen.
 
Ach liebe Bahn – warum musst Du es uns Fahrgästen nur so schwer machen.  Du wärst ein so tolles Verkehrsmittel.

Rolf Wiehler
 
Bei Temperaturen von 36 bis 38 °C fielen heute bis zum Nachmittag mindestens acht DB-Züge wegen defekter Klimaanlagen aus.


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